Felix Kama Webseite

Aujourd'hui plus qu'hier, il y a des Noirs dans le monde entier: Noirs Américains, Noirs Européens, Noirs Asiatiques, Noirs Africains, brefs Noirs noirs et Noirs mélangés. Que veut dire aujourd'hui être Africain? Ta langue quotidienne n'est plus africaine; ta religion n'est plus celle de tes ancêtres; ton économie n'est plus celle du troc; ton droit n'est plus le droit d'aînesse; veste et cravate sont tes vêtements de parade; tu ne manges plus le manioc; ta peau est violemment maquillée, tes cheveux ou perruques lisses et ton ciel n'a plus de clairs de lune cadencés de danses autour du feu; tes contes sont les aventures des films occidentaux. Qu'est-ce qu'être Africain de nos jours? Une race en voie d’extinction? F.Kama

Absurde Kriegsspiele frei nach Arrabal an der Reutlinger Tonne (DE)

Reutlingen. Pulverdampf an der Front. Maschinengewehrsalven. Ein Soldat hockt im Schützengraben. Plötzlich kommen ihn seine Eltern besuchen, um mit ihm zu picknicken. Und dann taucht noch ein feindlicher Soldat auf. Aus diesem absurden Szenario schrieb der spanische Autor Fernando Arrabal 1952 den Einakter „Picknick im Felde“. Das Reutlinger Tonne-Theater machte daraus einen „Ausflug an die Front“, der am Samstag in der Planie 22 uraufgeführt wurde.
Trompetensignale markieren den Beginn der Handlung und einzelner Szenen – geblasen von David Jetter, der die ganze Vorstellung oben auf der Balustrade hockt. Das Bühnenbild besteht aus zwei rötlichen Steinblöcken, die wahlweise als Schützengraben und Picknick-Platz von den Akteuren hin- und hergeschoben werden. Im Hintergrund ist ein Zaun mit einem idyllischen Bildchen in der Mitte zu sehen: eine Windmühle, Häuser, Pferdchen.
Der ukrainische Regisseur Andrej Kritenko hat eine neue Figur eingeführt. „M“ heißt sie. „Ich bin eine Art Katalysator“, meinte die Darstellerin Chrysi Taoussanis vorab. Am Anfang der Aufführung telefoniert sie und steckt den Rahmen ab: „Hier findet man Liebe, Glück und Unheil.“ Dazu ertönt süßliche Schlagermusik.
Dann sieht man Soldat Zapo im Schützengraben, wie er telefonisch Befehle vom Hauptmann entgegennimmt. Wo ist die Ziege? Andreas Ricci lässt ihn schweizerisch granteln. Der Soldat singt vom Heimatland, da tauchen seine Eltern auf.
Der Vater, Monsieur Tepan (Felix Kama) trägt ein Nachtsichtgerät und einen Picknick-Koffer, die Mutter, Madame Tepan (Yvonne Lachmann), einen Regenschirm. Sie spricht abwechselnd Queens-Englisch und breites Schwäbisch. Der Vater dagegen äußert sich wahlweise deutsch, in Kamas Dialekt aus Kamerun und bei kritischen Lagen französisch. „M“ übersetzt, wenn sie gerade Lust hat: „Mein Sohn, steh auf und küsse deine Mutter auf die Stirn.“ Der Sohn warnt vor dem gefährlichen Krieg. Für den Vater ist alles nur ein Spiel. „Wo sind hier eigentlich die Pferde?“, fragt er.
Die Mutter galoppiert auf dem Regenschirm, die Familie führt einen Ringelpietz mit und ohne Anfassen auf. Der Soldat haut sich auf den Helm, marschiert. Ist der Sohn auch sauber gewaschen? Hat er die Zähne geputzt? Die Mutter und „M“ schnattern synchron.
Irgendwann sitzen alle friedlich beim Picknick. Zapo mampft pantomimisch. „Wie viele Ringe hast du geschossen?“, fragt der Vater. Und was ist mit den Pferden? Später führt das Ehepaar einen Paso doble auf, der zugleich einen Stierkampf imitiert. Scheinwerfer irrlichtern. Die Mutter stellt das Bein auf den bezwungenen Gatten.

Tumber Tor aus Österreich

Soldat Nummer zwei taucht auf und stopft ihm eine Stoffblume in den Mund. Zepo heißt er, von Felix Frenken glänzend als tumber Tor aus Österreich gespielt. Der Faustkampf der Feinde mündet im Schuhplattler. Zepo wird bezwungen und mit der Krawatte des Vaters gefesselt. „Aber tun‘s mer net weh“, jammert er. Um die Füße schlingen sie ihm mit vereinten Kräften seinen Gürtel. Zapo zückt das Lexikon: Er soll sich hinlegen. Sie posieren fürs Erinnerungsfoto. Kitzeln sich, zanken sich, laden ihn zum Essen ein. „Fühlen Sie sich ganz wie zuhause.“ Dazu singen sie „Wir haben Hunger“ und weitere Gassenhauer in einem abgedrehten Chorgesang, minutenlang, Opernarien mischen sich darin. Beim Essen wiederholen sie den Dialog von vorher. „Wie viele Ringe hast du geschossen?“, fragt der Vater, beide antworten im Chor.
Plötzlich ein Bombenangriff. Die Soldaten verschanzen, die Eltern promenieren, spannen den Schirm gegen die Bomben auf. Ein übereifriger Sanitäter mit Engelsflügeln taucht auf. „Wo sind die Toten?“, fragt Bahattin Güngör immer wieder. Aber es gibt keine Toten. „Das sagen sie alle“, regt sich der zweite Sanitäter David Jetter auf der Balustrade auf. Nur die Mutter hat sich beim Zwiebelschälen geschnitten.
Man kommt sich näher, die Soldaten klopfen sich spielerisch auf die Hände. Zepo erzählt, wie er für den Krieg angeworben wurde. Er hat gerade an einem Bügeleisen herumgeschraubt. Und seine Verlobte hat er zurückgelassen. Genau wie bei Zapo. Sie schwärmen von Lieblingsnachspeisen: Crême brûlée, Schokofondue, Sachertorte. Allgemeine Verbrüderung. Die Mutter mimt einen Teekessel. „M“ schmatzt alle ab.
Sie tragen noch dicker auf. Zapo erzählt, dass sein General gesagt habe, „dass Feinde ganz böse Menschen sind“ und den Gefangenen Kieselsteine in die Schuhe tun. Das hat Zepos General auch gesagt. Womöglich war es der gleiche General, argwöhnt Monsieur Tepan. Zeit für einen Drink. Sie stoßen mit infernalischem Gelächter an. Zepo bastelt im Schützengraben gegen die Langeweile Stoffblumen, erzählt er. Und Zapo strickt – „M“ reißt ihm die Hose runter, man sieht sein gestricktes Beinkleid. Der Vater plädiert für Versöhnung der Feinde, die Mutter legt eine Mütze aufs Grammophon. Zuletzt der finale Angriff, nach dem alle tot daliegen. „M“ steckt ihnen Stoffblumen in die Münder, der süßliche Schlager ertönt wieder. Und die Pferdchen auf dem Bühnenbild kippen um: der Krieg als absurde Idylle.
Matthias Reichert
Quelle: http://www.tagblatt.de/Nachrichten/Absurde-Kriegsspiele-frei-nach-Arrabal-an-der-Reutlinger-Tonne-160113.html

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